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holzbau_kunst Vorstand

Am 23. März, ab 11 Uhr, finden die holzbau austria Architekturgespräche in Niederösterreich statt. Ort ist das Forum 21 im mehrfach ausgezeichneten Firmengebäude der Firma Blaha in Korneuburg. Architektur, Handwerk und Ökologie sind untrennbare Partner, wenn es um gute Baukultur geht.

6 Architekten*innen präsentieren 6 herausragende Holzbauten und erläutern die Geschichten hinter den Gebäuden sowie spezielle Herausforderungen in Umsetzung und Materialität. Außerdem stehen Experten der Projektpartner und aus den Holzbaubetrieben für Fragen zur Verfügung.

Eingeladen sind Architekten, Tragwerksplaner, Bausachverständige, Bauverwaltungen, Hochschulen und Holzbaubetriebe. Die Teilnahme zu dieser hochkarätigen Veranstaltung ist kostenfrei. Der gemütliche Ausklang lädt zu spannenden Gesprächen.

Ein besonderer Dank gilt der Firma Blaha, welche als Gastgeberin nicht nur die Räumlichkeit, sondern auch die kulinarische Begleitung offeriert, sowie den Leistungspartnern der holzbau austria, die diese Veranstaltung als Projektpartner unterstützen.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.

Matthias Ammann, holzbau austria

Programm

11:00  Führung durch die Blaha Ausstellungswelt
11:45  Buffet
12:30  Begrüßung

12:45 SWG Schraubenwerk Gaisbach, Waldenburg (D)
Projektpartner: Würth
Architektur: HK Architekten
Tragwerksplanung: SWG-Engineering
Holzbau: Schlosser Holzbau und ITK Engineering
Referent: Christoph Dünser

13:20 Auenweide, St. Andrä-Wördern (A)
Projektpartner: stora enso und Claytec
Architektur: Einszueins Architekten
Holzbau: Lieb Bau Weiz
Tragwerksplanung: Kurt Pock
Referenten: Markus Pendlmayr, Stefan Rudolf und Kurt Pock

13:55 Ungleiche Geschwister . Holzwohnbau in Klagenfurt (A)
Projektpartner: KLH
Architektur: Melanie Karbasch
Tragwerkspanung: FS 1 Fiedler Stöffler
Holzbau: Meiberger Holzbau
Referenten: Melanie Karbasch, Walter Meiberger

14:30  Gemeindezentrum Großweikersdorf (A)
Projektpartner: Velux
Architektur: smartvoll Architects
Tragwerkspanung: Buschina und Partner
Holzbau: Lieb Bau Weiz
Referent: Arch. Christian Kircher

15:05  Kaffeepause

15:30  Der Wolf im Schafspelz, Igelsberg (A)
Projektpartner: KLH
Architektur: Karbasch Wortmeyer
Holzbau: Meiberger Holzbau
Referenten: Melanie Karbasch, Walter Meiberger

16:05  Urbaner Grünraum – Tivoligasse, Wien (A)
Projektpartner: Theurl
Architektur: Freimüller Söllinger
Holzbau: Holz Meissnitzer
Referenten: Regina Freimüller-Söllinger, Michael Eder

16:40 Zusammenfassung
16:00 Gemütlicher Ausklang


Hinweis zur Anfahrt Forum 21:
die Navi-Adresse lautet:
Klein Engersdorfer Straße 100, 2102 Bisamberg
Link zur Website



SWG Schrauben-
werk

Das SWG Produktion Schraubenwerk Gaisbach GmbH in Waldenburg erfreut sich eines stetigen Anstiegs seiner Produktionskapazitäten. 230 Mitarbeiter erzeugen bis zu 12 Millionen Schrauben täglich, die Tendenz ist steigend. In Resonanz zu einer notwendigen räumlichen Expansion entwickelt sich zunächst die Idee, den Bestand des Firmensitzes im hohenlohischen Waldenburg durch einen Anbau zu erweitern. Das Entwurfsteam um Prof. Hermann Kaufmann und seine Partner argumentiert aber nachdrücklich für die Realisierung eines autonomen Neubaues, um Beeinträchtigungen des laufenden Betriebes sowie problematische Anschlüsse und Übergänge zu vermeiden. Zudem stärkt ein souveräner architektonischer Auftritt sowohl die öffentliche Wahrnehmung als auch das Selbstverständnis des Unternehmens.

Schließlich wird ein Gebäudeensemble in unmittelbarer Nähe des Firmensitzes konzipiert. Die großflächige Fertigungshalle ist über eine Brücke mit einem dreigeschossigen Pavillon verbunden, der neben Büroräumlichkeiten und Sitzungszimmern auch einen ausgedehnten Empfangs- und Ausstellungsbereich für Besucher fasst. So entsteht ein außergewöhnlich hoher Anspruch an die Qualität der Konstruktion und Ausführung des Industriebaues. Die Produktionsstätte weist enorme Dimensionen auf, um zahlreiche große Maschinen mit umfangreicher technischer Infrastruktur aufzunehmen. Sie erstreckt sich über eine Länge von 114 m und eine Breite von 96,5 m, die Höhe beträgt etwa 12 m.

Das Bauwerk ist fünfschiffig angelegt und wird von einer kammartig geformten Dachstruktur überspannt. Verglaste, etwa 5 m breite Vertiefungen zwischen den einzelnen Abschnitten funktionieren wie umgekehrte Sheds und sorgen für eine großzügige Belichtung der Flächen mit Tageslicht. Im südlichen Hallenschiff ist ein Drahtlager eingerichtet, weshalb der Produktionsbereich durch eine Brandwand abgetrennt werden muss. Im Osten und Westen fassen zwei schmale räumliche Spangen das Volumen, sie enthalten Infrastruktureinrichtungen, Werkstätten und Bereiche für die Haustechnik. Um eine hohe Flexibilität der Herstellungsabläufe zu gewährleisten, wird die Zahl der Stützen in der Halle auf ein Minimum reduziert. So besteht das Tragwerk aus acht parallel in Längsrichtung laufenden, rund 82 m langen und 3,8 m hohen Haupt-Fachwerkbindern und einer Reihe von 18,30 m langen Neben-Fachwerkbindern, die quer dazwischen eingehängt sind. Da die Hauptbinder auf jeweils nur einer Zwischenstütze aufliegen, funktionieren sie statisch als Durchlaufträger mit Feldweiten von 40 m bzw. 42 m.

Auch bei der Wahl der Baumaterialien spielt die Corporate Identity eine wichtige Rolle. Denn das Tätigkeitsfeld der SWG soll durch den Einsatz der gefertigten Schrauben im Holz- und Metallbau widergespiegelt werden. So entwickeln die Architekten das Konzept, die Tragstruktur der Halle in Holz zu konstruieren, während für die Gestaltung der Fassaden Metallelemente zum Einsatz kommen. Durch die bewusste Entscheidung für den nachwachsenden Baustoff wird auch ein Signal für Nachhaltigkeit und Klimaschutz gesetzt. Denn jeder Kubikmeter verbautes Holz bindet langfristig den Kohlenstoff von 1 Tonne CO aus der Atmosphäre. Außerdem werden andere Materialien ersetzt, welche zu ihrer Herstellung wieder CO2 freisetzen würden.

Da für das Projekt insgesamt rund 1.800 m³ Holz verwendet werden, bedeutet dies eine CO2 – Einsparung von etwa 3.600 Tonnen gegenüber konventionellen Bauweisen, bezogen auf eine Nutzungsdauer von 50 Jahren.

Doch auch technische und ökonomische Argumente sprechen für eine Ausführung in Holz. Aus Stahl oder Spannbeton gefertigt, wären die einzelnen Bauelemente zu groß, zu schwer und zum Teil kaum herstellbar gewesen und auch die erforderlichen Werte für den Brandschutz hätten sich als problematisch erwiesen. Zudem sind durch die Wahl eines leichteren Baustoffes keine aufwändigen Fundierungen auf dem nur bedingt tragfähigen Boden erforderlich, wodurch die Kosten für die Gründungsarbeiten überschaubar bleiben.

Da aber auch Nadelholz aufgrund der enormen erforderlichen Querschnitte nicht in Betracht kommt, beginnen sich die Architekten und das hauseigene Ingenieurbüro SWG Engineering mit Alternativen auseinanderzusetzen. Ihr Ziel ist es, eine möglichst filigrane Fachwerkstruktur zu entwickeln, deren Stäbe und Komponenten miteinander durch effiziente Knoten verbunden werden können. So fällt ihre Wahl schließlich auf den Werkstoff BauBuche GL75, der in einem hochtechnologisierten Verfahren in Deutschland hergestellt wird. Dabei handelt es sich um einen Furnierschichtträger aus regionalem Hartholz, bei welchem 4 mm starke Lamellen faserparallel verklebt werden und dadurch eine außergewöhnlich hohe Festigkeit und Steifigkeit erzielen. Die Biege-, Druck- und Zugfestigkeit des Materials liegt im Vergleich zu herkömmlichem Brettschichtholz etwa bei einem dreifachen Wert. Durch die hohe Querdruck- und Schubfestigkeit lassen sich zudem sehr effektive zimmermannsmässige Anschlüsse ausführen. Zudem begünstigt die hohe Rohdichte des Materials Anschlüsse mit stiftförmigen Verbindungsmitteln, besonders Schrauben erreichen bei ihrer Anwendung in BauBuche bereits in geringen Einschraublängen ihre volle Tragfähigkeit.

Durch präzise aber auch couragierte Planungsarbeit in Verbindung mit einem innovativen Werkstoff ist es gelungen, ein weitspannendes Dachtragwerk in Holz umzusetzen, dessen Konstruktionselemente außergewöhnlich schlank, filigran und leicht sind. Aufgrund kompakter und leistungsfähiger Anschlüsse können bis zu 100% der Querschnitte genutzt werden, wodurch sich die benötigte Holzmenge ressourcenschonend auf ein Minimum reduzieren lässt. Das weltweit größte Dachtragwerk aus BauBuche zeigt, in welchen Größenordnungen der zeitgenössische Ingenieurholzbau inzwischen zu überzeugen vermag. Noch nie konnte in diesen Dimension gebaut werden.

Projektname:
SWG Schraubenwerk Gaisbach, Waldenburg (D)
Projektpartner: Würth
Architektur: HK Architekten
Holzbau: Schlosser Holzbau und ITK Engineering
Tragwerksplanung: SWG-Engineering
Referent: Christoph Dünser
Fotos: Marc Lins und SWG Schraubenwerk Gaisbach





Auenweide

Eine neue Art von Miteinander

Das Wohnprojekt Die Auenweide ist ein alternativ finanzierter, leistbarer und naturnaher Wohnraum in Niederösterreich, 30 km von Wien entfernt. Die BewohnerInnen erproben nachhaltige Lebensstile, regen zum Umdenken an und setzen sich für eine Bewusstseinsbildung ein.

Mit den ausgeprägten Gemeinschaftsflächen wie ein Co-Working-Space, eine Gästewohnung und das Gemeinschaftshaus wird ein Miteinander durch alltägliche Begegnungen möglich.

Genügend Raum für Individualität bieten die acht um das grüne Herz der Grundstücksmitte angeordneten Privathäuser mit Wohnungsgrößen von 35 bis 115 m². Die Vielschichtigkeit der BewohnerInnen spiegelt sich durch die Vor- und Rücksprünge in den einzelnen Baukörpern wider.

VISION DER GRUPPE:
Beginnen, nachhaltige Zukunft zu leben

  • Gemeinschaftlich genutzte Räume machen das Zusammenkommen zur Normalität
  • Gleichzeitig bieten die Privatwohnungen genug Raum für Individualität
  • Achtsam mit der Natur
  • Nachhaltige Wege durch ökologische Bauweise
  • Das Nutzen alternativer Energiequellen und das Erhalten natürlicher Lebensräume
  • Gemeinschaftlich finanziert
  • Leistbares Wohnen durch die Finanzierung mit Hilfe eines Vermögenspools

Projektname: Auenweide, St. Andrä-Wördern (A)
Projektpartner: stora enso und Claytec
Architektur: Einszueins Architekten
Holzbau: Lieb Bau Weiz
Tragwerksplanung: Kurt Pock
Referenten: Markus Pendlmayr, Stefan Rudolf und Kurt Pock
Fotos: Hertha Hurnaus





Holzwohnbau Klagenfurt

Ausgangssituation . Die Projekte Ebenthalerstrasse und Kleistgasse könnten in Größe, Anforderungen und Lage unterschiedlicher nicht sein, und wurden dennoch von Beginn an als untrennbar miteinander verbunden geplant und in weiterer Folge ausgeführt. Von Mietern und unmittelbarer Nachbarschaft werden die beiden Projekte bereits zum Zeitpunkt der Ausführung als ungleiche aber eindeutige Geschwister (groß und klein) bezeichnet.

Bauherr und Architekt haben über den ausführenden Holzbauunternehmer zusammengefunden. In dieser Konstellation, in der keiner den anderen vom Holzbau überzeugen musste, sondern in der die Vorzüge des Holzbaus und der ausdrückliche Wunsch danach allen Beteiligten klar waren, war stets die Fokussierung auf die Vorgaben des Bauherrn und die optimale Lösung gemessen an allen Parametern möglich.

Aufgabenstellung . Klar formulierte Vorgaben wurden klar kommuniziert:

  • Abheben vom Mitbewerber in Klagenfurt durch gesunde, innovative Bauweise
  • Hohe Wohn- und Lebensqualität (gemütliche, ansprechende, auffallende, funktionelle Architektur und für zukünftige Mieter bezahlbar
  • Optimale und flexible Grundrisse mit großen Wohnräumen und wirtschaftlicher aber gut nutzbarer Erschließungsfläche, sonnenseitige Terrassen und Balkone, verschiedene Wohnungstypen
  • Größtmögliche Ausnutzung der GFZ unter Wahrung der Wohnqualität
  • Wertschöpfung in Region und Land durch Beauftragung ausschließlich regionaler Unternehmen und Verwendung in Österreich und dem benachbarten Ausland produzierter Materialien

Planung . Auf zwei ca. 500m voneinander entfernten Grundstücken sollten gleichzeitig und mit den gleichen ausführenden Unternehmen Wohnungen mit unterschiedlichen Anforderungen entstehen. Eigenständige Architektur in Kombination mit sensibler städtebaulicher Einbindung führten auf dem ca. 3.000m2 großen Grundstück an der Ebenthalerstraße zu 3 identischen 3-geschossigen Baukörpern mit Flachdach und Ost-West durchgesteckten Wohnungen – auf dem ca. 900m2 großen Grundstück an der Kleistgasse zu 2 identischen 2-geschossigen Doppelhäusern mit Satteldach. Die Wiederholung von Gebäudetypen und gewählter Konstruktion führte zu wirtschaftlichen Lösungen in Planung, Errichtung und Betrieb.

So fiel die Entscheidung auf die Kombination eines gedämmten Holzriegelbaus (Außenwände) mit Massivholzbau (Geschossdecken, Wohnungstrennwände, Trennwände) mit größtmöglichem Anteil an Sichtholzoberflächen in den Wohnungen und in den Allgemeinbereichen. Es wurden insgesamt 985m3 Holz, davon 775m3 Kreuzlagenholz verbaut.

Ausführung . Beim Projekt Ebenthalerstraße wurden 21 Wohnungen mit insgesamt 1.505m2 Wohnnutzfläche errichtet. Die Gebäude sind nicht unterkellert, die Kellerersatzräume befinden sich erdgeschossig im 1-geschossigen Gebäudeteil beim Eingangsbereich. Der Großteil der PKW Stellplätze wird mit Carports überdacht. Die begrünten Carports bilden entlang der Grundgrenze zur Ebenthalerstraße mit ihrer denkmalgeschützten Baumallee sowohl Sicht- als auch Lärmschutz für die Wohnungen.

Die Erdgeschosswohnungen verfügen über große Gärten, die Wohnungen in Ober- und Dachgeschoss über großzügige Balkone, die Maisonette-Wohnungen haben zusätzlich eine große Dachterrasse. Die Gebäude sind mit vertikaler Holzschalung verkleidet, welche mit scheinbarer Willkür in der Anordnung der verschiedenen Brettbreiten die geometrische Strenge der Baukörper bricht. Der 1-geschossige Gebäudeteil ist mit einer Aluschindel verkleidet und definiert die Sockelzone mit dem überdeckten Eingangsbereich.

Das Projekt Kleistgasse besteht aus 2 Doppelhäusern also 4 Wohneinheiten mit jeweils 95m2 Wohnnutzfläche zzgl. ca. 30m2 Keller. Die Wohnräume und ein Gästebad befinden sich im EG, die Schlafzimmer und das große Bad befinden sich im OG. Jeder Wohneinheit ist ein Gartenanteil mit Terrasse zugeordnet. Die Kinderzimmer im OG nutzen einen gemeinsamen Balkon.

Das Dach (ohne Überstand) und die Fassade sind mit einer Aluschindel verkleidet. Die geometrische aber skulpturale Form wird dadurch verstärkt und gleichzeitig beruhigt. Trotz der sichtbaren Eigenständigkeit innerhalb der Umgebungsbebauung fügen sich die Doppelhäuser in Form und Körnung harmonisch in den städtebaulichen Kontext ein.

Ein wesentlicher Vorteil beim Holzbau ist die zeitliche Komponente in der Ausführung, mit dem zusätzlichen Vorteil der Minimierung von Lärmemission in dicht besiedelten Gebieten während der Bauzeit. Mitte April 2019 begannen die Arbeiten auf dem Grundstück Ebenthalerstraße. 6 Wochen zeitversetzt auf dem Grundstück Kleistgasse. Das wesentlich kleinere Projekt Kleistgasse war aufgrund der Unterkellerung mit hohem Grundwasserstand und der sehr engen Platzverhältnisse unverhältnismäßig herausfordender als das Projekt Ebenthalerstraße. Beide Projekte wurden gleichzeitig Mitte Dezember 2019 nach 36 Wochen Bauzeit an Bauherr und Mieter übergeben.

Fazit. Bereits 2 Monate vor Fertigstellung waren sämtliche Wohnungen vergeben. Der Bauherr führte bereits in einem frühen Stadium der Ausführung Besichtigungen durch und veranschaulichte die noch nicht alltägliche und unkonventionelle Bauweise im Mietwohnbau. Bereits wenige Wochen und Monate nach Übergabe spricht sich ein überwältigender Teil der Mieter explizit für das Wohnen im Holzbau und die sehr oft damit verbundenen positiven physiologischen Effekte aus.

Projektname:
Ungleiche Geschwister . Holzwohnbau in Klagenfurt (A)
Projektpartner: KLH
Architektur: Arch. Melanie Karbasch
Tragwerkspanung: FS 1 Fiedler Stöffler
Holzbau: Meiberger Holzbau
Referenten: Melanie Karbasch, Walter Meiberger
Foto: Volker Wortmeyer





GZ Groß-
weikersdorf

K„Alles unter einem Dach“

Aus der Häuserzeile am Hauptplatz herausgedreht, öffnet sich das neue Herzstück des Dorfes zu einer einladenden Willkommensgeste. Bürger*innen und Besucher*innen sollen sich nicht nur willkommen fühlen, sie sollen auch vor allem dazu animiert werden, das Haus zu benutzen.

Das neue Gemeindezentrum gliedert sich funktional und baulich in 3 Teile. Zum Hauptplatz orientiert und allen voran ist das Rathaus untergebracht. Im zweiten Baukörper gibt es ein Vereinshaus, das den verschiedenen Aktivitäten Platz bietet. Schließlich platzieren wir im östlichen Teil des Gebäudes das Ärztezentrum, das in einer Gemeinschaftspraxis bis zu 5 Ärzten Platz bietet. Der Baukörper wird in mehrere Teile segmentiert, die zueinander verschoben werden. Dadurch passt sich der Bau dem städtebauliche Maßstab an und es bildet sich damit auch das Raumprogramm bzw. die Funktionen ab. Ganz nebenbei entstehen in den versetzten Flächen auch die Eingänge für das Vereinshaus und das Ärztezentrum.

Ergänzt wird dieses Angebot durch die Flexibilität des Programms; das die Bürger*innen im Vereinshaus, über die Freibereiche, aber auch über öffentliche Zonen im Rathaus nutzen. Das neue Gemeindezentrum soll eine zentrale Rolle bei Dorfaktivitäten spielen. Es ist die Antithese zum bloßen Verwaltungsbau und deutet sich als gebaute Manifestation eines lebendigen und aktiven Dorfkernes.

Durch den großen Innenraum und den präzise gesetzten Öffnungen nimmt man das gesamte Spektrum des Tagesverlaufes wahr. Das Tageslicht verändert den gesamten Raum über den Tag dynamisch und hält diesen für Mitarbeiter*innen und Besucher*innen lebendig und spannend. Licht hilft dem Gemeindezentrum eine Einladungsgeste für seine Bürger*innen zu sein und diese mit offenen Armen willkommen zu heißen – ein Sinnbild für offen und transparent gelebte politische Kultur.

Projektname:  Gemeindezentrum Großweikersdorf (A)
Projektpartner: Velux
Architektur: smartvoll Architects
Holzbau: Lieb Bau Weiz
Tragwerksplanung: Buschina und Partner
Referent: Arch. Christian Kircher
Fotos: Romana Fürnkranz





Der Wolf im Schafspelz

Wenn man sich der Siedlung nähert, dann ist der erste städtebauliche Eindruck der einer Ansammlung landwirtschaftlicher Gebäude. Auf den zweiten Blick, wenn man die Siedlung erschließt, nimmt man die Einfamilienhausbebauung wahr, die sich zwischen den Höfen befindet. Der Prozess von Nutzung, Umnutzung und Wachstum ist klar lesbar. Der Entwurf setzt sich mit dieser Thematik auseinander und verwischt die Grenzen zwischen Hofgebäude und Wohnhaus.

Am Standort einer bestehenden Maschinenhalle zu bauen, am Außenbereich der Siedlung platziert, wirft sowohl technische als auch konzeptionelle Fragen auf. Sollte man die bestehende Struktur abreißen, um sie durch etwas Neues zu ergänzen oder ist sie bereits eine adäquate Antwort auf den Genius Loci? Die Halle fügt sich harmonisch in das Bild der Landschaft, indem sie einen Teil der historischen Bebauung ergänzt. Sie stellt sich nicht als Fremdkörper dar, sondern als eine natürliche Konsequenz der landwirtschaftlichen Siedlungsentwicklung. Aus städtebaulicher Sicht ist sie damit erhaltenswert.

Welche Vorteile bietet die vorhandene Struktur und welchen Wert hat sie? Über den Städtebau hinaus hat die Halle einen emotionalen Wert. Weil sie vom Vater selbst errichtet wurde, ist sie Teil des Hofs und damit der Familiengeschichte. Aus funktionaler Sicht bietet sie grundsätzlich einmal einen großen Raum, der überdacht und umschlossen ist. Vor der Witterung geschützt erfüllt der Raum damit bereits die Anforderungen die an eine Fassade, einen Keller oder eine Garage gestellt werden. Die Frage ist also; warum sollte man diesen Raum nicht in seiner derzeitigen Erscheinung bewohnbar machen und seine Vorteile nutzen?

Der Wolf im Schafspelz

Nimmt man die Maschinenhalle in aller Konsequenz als gegeben an und platziert ein Gebäude in ihrem Inneren so spricht man vom Haus im Haus, vom Thema der Inkorporation oder vom „Der Wolf im Schafspelz“. Von außen betrachtet steht der städtebauliche Kontext mit seinen landwirtschaftlichen Bauten im Vordergrund. Er bildet die Hülle, das Schaf. Die Nutzung im Inneren steht im Widerspruch zur Hülle. Sie entspricht einem Bedürfnis von Geborgenheit. In einer Hülle, die sich dem Umfeld unterordnet, ist sie der Wolf. Der Widerspruch von Nutzung und Erscheinung stellt in diesem besonderen Fall eine Lösung dar, welche im Kontext stimmig ist.

In der bestehenden Maschinenhalle wurde das Einfamilienhaus errichtet, der Charakter des landwirtschaftlichen Gebäudes blieb dabei erhalten. Der Neubau wurde im Inneren errichtet und lediglich durch Perforationen der Hallenfassade erkennbar. Für diese Maßnahme wurde die Maschinehalle ungefähr mittig mit einer Brandwand versehen, diese bildet einen räumlichen und funktionalen Abschluss zum verbleibenden Teil als Maschinehalle. Das Einfamilienhaus gliedert sich schichtweise von Osten nach Westen und wird von der nördlich gelegenen Schotterstraße erschlossen. Hier befinden sich östlich der Garage, mittig eine durchgesteckte „Tenne“ in Anlehnung an die traditionellen Hoftypologien und im Westen das beheizte Wohnhaus. Das Wohnhaus ist mit zwei Geschossen konzipiert.

Im Erdgeschoss befinden sich am Zugang die Garderobe, ein Tages-WC mit Dusche und die Erschließung zum Obergeschoss. Entlang der Westfassade befindet sich ein langgestreckter Wohn- Koch- und Essbereich mit dahinter befindlichen Lager- und Wirtschafträumen. Der Wohnbereich öffnet sich mittels Lochfassade nach Westen und mit einer großflächigen Verglasung nach Süden. Hier befindet sich die Terrasse mit Pergola.

Im Obergeschoss befinden sich die Privaträume, ein Flur verteilt in die einzelnen Zimmer und ist durch einen Luftraum mit dem Erdgeschoss verbunden. Zwei Kinderzimmer, ein Gemeinschaftsbad, ein WC, ein Elternschlafzimmer und ein Schrankraum befinden sich hier. Die Aufenthaltsräume sind mittels Lochfassade nach Westen orientiert. Über die Tenne können neben dem Wohnhaus, die Garage und eine darüber liegende Ebene erschlossen werden. Hier befinden sich ein Abstellraum und der Haustechnikraum. Die Gesamterscheinung der Halle wurde gewahrt, die Perforation der Fassade ist durch dunkle Fensterfaschen thematisiert.

Konstruktive Beschreibung

Die Außenhülle des Wohnhauses ist als Holzriegelbau (gedämmter Riegel) hergestellt, die Abschlusswand Richtung Osten ist teilweise mittels Polycarbonatplatten errichtet. Die Ausführung der Innenwände erfolgte in Massivholzbau, die Geschossdecken ist als Sichttramdecke ausgeführt. Die westseitige Außenwand ist mit einem Kalkputz versehen welcher die Raumluft konditioniert. Der Fußbodenaufbau mit einem Heizestrich, Deckschicht Holzboden. Fenster und Türen sind in Holzbauweise, bzw. Holz-Alu-Bauweise.

Technische Baubeschreibung

Die Gebäudetechnik ist bewusst einfach gehalten bzw. auf ein notwendiges Minimum begrenzt. Die Räume werden mittels Fußbodenheizung konditioniert, diese wird durch eine Luftwärmepumpe (im Technikraum im Obergeschoss) gespeist. Die Lüftung der Wohnräume erfolgt in den Bädern, WCs und Speisekammer mittels Bedarfslüftung. Alle weiteren Bereiche verfügen über eine direkte oder indirekte Fensterlüftung. Die Elektroinstallation erfolgt standardmäßig mit Niederspannung. Der Sonnenschutz bei den Fenstern, der Windschutz bei der Terrasse und der Garagentorantrieb erfolgen elektrisch.

Projektname:  Der Wolf im Schafspelz, Igelsberg (A)
Projektpartner: KLH
Architektur: Karbasch Wortmeyer
Holzbau: Meiberger Holzbau
Referenten: Melanie Karbasch, Walter Meiberger
Fotos: Volker Wortmeyer





Tivoligasse

Urbaner Grünraum

Solide Basis
Umspült von Bewegung unterschiedlicher Intensität vermittelt der Sockel zwischen dem Grundstück und seinen Nachbarn. Die neue Bebauung schafft mit dem grünen Deck und den vielfältigen Freiräumen attraktive Ansichten. Entlang der Tanbruckgasse werden durch gezielte Aufweitungen attraktive Hauszugangsbereiche sowie helle Räume zum Verweilen entstehen.

Luftiger Aufbau
In den Obergeschossen entwickelt sich das Gebäude, auf dem grünen Deck, zu einer vielseitig freigespielten Einheit. Spielerisch gesetzt bilden hier die Holzbauten ein ortsspezifisches Ensemble mit zahlreichen spannenden Blickbeziehungen.

Flexible Struktur
Die vier locker gesetzten Holzhäuser bieten flexible Möglichkeiten für durchgesteckten Wohnungen . Innerhalb der vom Holzbau ausgehenden Achssetzung ist eine freier Bespielung sowie spätere Adaption möglich. Vorgelagerte Regale, als Loggia oder Laubengang, lösen die Fronten auf und geben entweder Blicke Richtung Süden oder auf den Christine-Busta-Park frei.

Sichtbeziehungen
Die Zwischenräume der Bebauung fungieren als grüne Freiräume für die BewohnerInnen und lassen Blickbeziehungen zwischen den beiden Nachbargebäuden offen. Die vielfältigen Orientierungen der Baukörper ermöglichen ein größtmögliches Maß an Privatsphäre für die Wohnungen des Grundstücks sowie dessen Nachbarn.

Ökologie
Insgesamt werden in den vier Baukörpern 2.300 cbm Holz aus heimischen Wäldern verbaut – Das ist die Menge, welche in Österreich in 40 Minuten nachwächst. Das verbaute Holz hat 2.300 Tonnen CO² aus der Atmosphäre gebunden.

Durch diese Bauweise werden im Vergleich zum konventionellen Stahlbetonbau 1.300 Tonnen CO² eingespart – das ist eine Einsparung von 75% und entspricht 20.000 PKW Fahrten Wien-Innsbruck. Nicht zuletzt ist das Haus durch die Holzbauweise am Ende seiner Lebensdauer voll recyclebar.

Für dieses Gebäude wurden Brettschichtholz, DUO-Balken, CLT-, OSB-Platten sowie eine Holzschalung verbaut. Um unnötige Fugen im Sichtbereich zu vermeiden, wurde die EGGER OSB 4 Top Platte im Großformat verwendet.

Projektname:  Urbaner Grünraum – Tivoligasse, Wien (A)
Projektpartner: Theurl
Architektur: Freimüller Söllinger
Holzbau: Holz Meissnitzer
Referenten: Regina Freimüller-Söllinger, Michael Eder
Fotos: Kurt Hoerbst


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